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Alice im (Sustainability-) Wunderland

Der nächste Weltklimagipfel steht vor der Türe. 26 Jahre ist es bereits her, seit die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen verabschiedet wurde, und so folgt dem COP25 in Madrid jetzt eben COP26 zu dem Boris Johnson vom 31. Oktober bis 12. November nach Glasgow lädt (COP steht übrigens für „Conference of Parties“).

Grundsätzlich geht es hier um Diplomatie und Politik, und darum, endlich vernünftige und verbindliche Versprechen aller Regierungen einzuholen, die dem Ausmaß der Klimakrise gerecht werden und auch der Tatsache Rechnung tragen, dass alle Länder ihr Scherflein beitragen müssen. Ob das gelingt werden wir sehen.

Greta Thunberg jedenfalls ist eher pessimistisch und äußert sich entsetzt über die Untätigkeit der Politik. Sie kann deren Bla bla nicht mehr hören. Auch die Queen findet es „irritierend”, dass in punkto Klimaschutz so viel geredet und zu wenig gehandelt wird. Unterstützung bekommt sie unter anderem von Enkerl Prince William, der mit einem Seitenhieb auf Amazon-Gründer Jeff Bezos betont, dass es keinen Sinn hat ins All zu fahren solange wir uns nicht ausreichend mit den Problemen auf der Erde auseinander setzen.

Glasgow ist das neue Davos – und ausverkauft

Auch Unternehmen werden mittlerweile nicht mehr nur als Teil des Problems sondern auch als Teil der Lösung gesehen. Wenn der Andrang von Unternehmern und Hollywoodstars ein Gradmesser ist so könnte man durchaus optimistisch sein, was den Ausgang von COP26 betrifft. Alles was Rang und Namen hat, von Leonardo di Caprio bis zu Space-Piloten Jeff Bezos will beim großen Klima-Jamboree dabei sein. Jetzt wo das Weltwirtschaftsforum alt aussieht und seit der Coronakrise auch nicht mehr in seiner gewohnten Form stattfinden konnte zieht es die Reichen und Mächtigen eben nach Glasgow.

Mit dem ersten Ergebnis, dass die schottische Stadt bereits ausverkauft ist. Sollten Sie sich also kurzfristig entschließen wollen, dem Trubel beizuwohnen wünsche ich Ihnen viel Glück. Angeblich sind sämtliche Unterkünfte ausgebucht und die wenigen verbliebenen Plätzchen extrem teuer, so wie ein Zimmer im 3-Sterne Hotel um 1000 Dollar pro Nacht. Sogar in der Jugendherberge mit Gemeinschaftsdusche gibt es unter 300 Dollar pro Nacht kein Bett mehr.

Misserfolg wird teuer

Aber das ist alles nichts im Vergleich zu den ungeheuren Kosten der Klimakrise. Klimawandel ist teuer, und zwar viel teurer als Klimaschutz. Das Swiss Re Institut prognostiziert, dass uns der Klimawandel nicht „nur“ durch vermehrt stattfindenden Katastrophen wie Waldbrände und Überschwemmungen sondern auch rein wirtschaftlich gesehen mehr und mehr weh tun wird.

Wenn COP26 also kein Erfolg wird und Politikerinnen sich weiterhin mit fadenscheinigen Ausreden ihrer Verantwortung entziehen, werden wir bis 2050 14-18 Prozent an globalem Wirtschaftswert einbüßen, je nach der Höhe des tatsächlichen Temperaturanstiegs. In etlichen Ländern, vor allem in Südostasien, wird der wirtschaftliche Schaden, also der Verlust an BIP-Potenzial, noch größer sein: 30 oder mehr Prozent im Vergleich zu einem Temperaturanstieg von unter 2 Grad, also innerhalb des Pariser Klimaabkommens.

Handeln. Jetzt.

Die Politik kann es sich nicht länger leisten untätig zu bleiben und auf ein bißchen Bla bla zu setzen. Wie Claudia Winkler und ich in unserem Buch „The Sustainability Puzzle“ schreiben geht es Lösungen zu finden, die nicht nur „grün“ sondern auch wachstumsfördernd sind.

Dass Wählerinnen und Konsumenten Taten sehen wollen ist mittlerweile auch klar. Eine großangelegte Studie der Yale University zeigt, dass Menschen in allen 31 untersuchten Ländern Klimawandel als große oder sehr große Priorität für ihre jeweilige Regierung sehen wollen, allen voran Mexiko mit 91 Prozent. In Deutschland sind es 72 Prozent, und im Schlusslicht Saudi-Arabien immerhin noch 53 Prozent.

Hoffentlich haben sämtliche Glasgow-Pilger diese Daten im Gepäck.

Ihre Alice Schmidt

alice@what-matters.at